Der Name
Ich gebe es zu, wenn ich Namen für meine Figuren suche, sind Todesanzeigen die erste Wahl. Vor allem bei den Nachnamen. Mit den Vornamen ist es so eine Sache. Naturgemäß stehen in Todesanzeigen überwiegend Namen von alten Leuten, also muss man vorsichtig sein, wenn man Namen für jüngere Protagonisten sucht. Meine weibliche Hauptfigur ist Anfang vierzig, bürgerlich erzogen, etwas schrullig - welcher Name passt zu so einer Person? Letztendlich kann man nicht sagen, woran es liegt, dass man den einen Namen nimmt und die anderen verwirft. Aber ich kann eines immer wieder feststellen. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich für eine Figur einen Namen gefunden habe, von dem ich überzeugt bin: das ist er und ein anderer kommt überhaupt nicht mehr in Frage, in dem Moment kenne ich auch meine Romanfigur. Oder umgekehrt - so lange ich bei der Namensfindung schwanke, bin ich dem Charakter meiner Figur noch nicht ganz auf den Grund gekommen. Bei der Hauptfigur für "Liebeslänglich" war irgendwann ganz klar: es kann nur einen Namen für sie geben, und der lautet: Mathilde. Sie heißt Mathilde Degen und ist von Beruf Mathematiklehrerin.
SusanneM - 27. Apr, 20:17
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
876
Elke Jost-Zell - 6. Mai, 21:18
Ich musste grinsen, als ich las, dass du bei der Namenssuche in Todesanzeigen pirschst! Und ja, ich finde sowohl als Leser wie als Schreiber Namen sehr wichtig. Wer will schon über Lieschen Müller lesen, besonders in einem Krimi? Als Leserin erfährt man in der Regel früh die Namen der Figuren, und verbindet so allerlei, bewusst und unbewusst, mit ihnen.
Ich konsultiere beim schreiben gelegentlich ganz profan das regionale Telefonbuch. Wenn es mich nicht weiterbringt, besinne ich mich des Films "Shakespeare in love", in dem angedeutet wird, dass Will S. sich bei der Namenssuche von Dramatikerkollege Christopher Marlowe inspirieren liess. Ich habe so einige Marlowes;-)
Und Mathilde Degen? "Good name!", um's mit Shakespeare zu sagen!
Ich konsultiere beim schreiben gelegentlich ganz profan das regionale Telefonbuch. Wenn es mich nicht weiterbringt, besinne ich mich des Films "Shakespeare in love", in dem angedeutet wird, dass Will S. sich bei der Namenssuche von Dramatikerkollege Christopher Marlowe inspirieren liess. Ich habe so einige Marlowes;-)
Und Mathilde Degen? "Good name!", um's mit Shakespeare zu sagen!
SusanneM - 10. Mai, 10:36
Hallo "Sister" ...
...Elke. Wie schön, dass sich hier auch mal eine mörderische Schwester tummelt und sogar was schreibt!
Trackback URL:
https://susannemischke.twoday-test.net/stories/1886348/modTrackback